Tommy Vercetti ist 1981 in Bern geboren und aufgewachsen. Er machte erstmals als Freestyle-Rapper auf sich aufmerksam: im Jahre 2001 noch mit seiner ehemaligen Crew, der ausserdem Francis Man und DJ QuestionMark von den mittlerweile renommierten Round Table Knights angehörten; im Jahre 2003 dann mit dem zweiten Platz am nationalen Ultimative Battle im Bierhübeli. Mit Dezmond Dez verbindet ihn seit längerem eine Freundschaft, die durch die Musik zustande kam, über diese aber hinausgeht. Im April 2003 erschien das «Cheftape 1» (Raptape über fremde Instrumentals), welches, zusammen mit seinem im November gleichen Jahres erschienenen Nachfolger «Cheftape 2», getrost als legendär bezeichnet werden darf. Nicht so sehr das Niveau gab Stoff zur Legende, als vielmehr die für die Schweiz völlig neue Art zu rappen: mit intelligenten Wortspielen, humorvollen Punchlines und dem Anspruch, nice zu flowen. Schnell waren die beiden Rapper in den Strassen ein Begriff, zuerst in Bern, dann auch in anderen Städten. Die Art des Releases, der Flow, die Lines, ja selbst das Vokabular fanden schnell Nachahmer heute ist der Einfluss von Tommy und Dez auf die junge Generation nur taub zu übersehen. Ein Aufenthalt in Kuba 2003 im Zusammenhang mit seinem Grafik-Studium prägt sein weiteres Leben nicht nur, weil er hier seine heutige Frau kennen lernt. Im Juni 2004 stellt er das nie veröffentlichte Mixtape «Controverce» fertig, darauf der Song «Briefe an die Mutter» zu finden ist. Tom Hänni, Freund und Atelierpartner, realisiert dazu den viel gelobten und mit dem Nachwuchspreis des Schweizer Fernsehens ausgezeichneten Videoclip. Erholt von seiner Diplomarbeit veröffentlicht Tommy im Mai 2005 «Flug zum Tod». Nach nicht einem Jahr hat sich genug Material für ein weiteres Release angesammelt: «StrassenLampenBlind» heisst das letzte Mixtape, erschienen April 2006. Dazwischen liegen zahllose Konzerte, Freestyle-Battles und Gastauftritte auf anderen Releases. «Ich denke, langsam ist die Zeit reif für ein Album. Langsam. Die meisten lassen sich zu wenig Zeit damit.» sagt er selbst. Tommy Vercetti ist ein vielgeschätzter Rapper. Der Seiltänzer der Szene hat Fans in beiden Lagern, bei den «Backpackern» und den «Gangstern», auf der Strasse und bei den Studis, in den Klubs und bei den Alternativen. Eine frühe Politisierung, ein fruchtbares intellektuelles Umfeld und fleissige Lektüre haben einen nachdenklichen, scharfsinnigen Menschen aus ihm gemacht. Dabei hat er nie vergessen, dass Rap zu der Strasse redet, diese auf ein spezifisches Vokabular hört, und dass 16 Bars nicht reichen, um die Probleme der Welt auseinander zu setzen. «Die Herausforderung besteht darin, komplexe Aussagen kurz und prägnant zu formulieren, mit Witz, Ästhetik und Originalität die Aussagekraft zu verstärken, dabei aber nicht in einfache und polemische Denkweisen à la SVP zu verfallen. Das ganze ist Rhetorik, sie interessiert mich, ob im Rap, im Design, irgendwo.» Seine politische Ausrichtung weit links der SP hat ihm nicht nur Sympathien eingebracht. «Ich lasse mich nicht von Weichspüler-Linken kritisieren; wer in mir einen unkritischen Kommunismus-Nostalgiker sieht, der hört meinen Texten nicht zu oder ist zu dumpf, ihnen zu folgen.» Sensibilität, Gefühl für das Wort, eine bilderreiche Sprache und eine grosse Erzählgabe beweist er nicht nur auf dem vielgesehenen «Briefe an die Mutter»: «Mich fasziniert die Sprache, sie ist etwas Gewaltiges. Diese Faszination, denke ich, macht mich auch zu so einem erfolgreichen Battle-Rapper. Einer Frau lobzusingen oder die Grösse seines Gliedes zu zelebrieren kann beides auf eine poetische Weise geschehen, es ist derselbe literarische Vorgang ich bin närrisch mit diesem, der inhaltliche Unterschied interessiert mich nicht. Ausserdem: ich kann doch mit 25 Jahren niemandem erzählen, ich sei ein weiser Mönch, der nie an Titten denkt.» Diese Haltung untermauert er immer wieder in originellsten Battle-Texten und Freestyle-Turnieren und sichert ihm den Respekt der gesamten Rapgemeinde. Schlussendlich geht es aber einfach um Rap. «Was interessiert mich, ob einer ein Hurensohn ist oder nicht, wenn er flowt wie ein Halbgott? Die Textlastigkeit von Rap verführt zu einer Verwechslung von Qualität und Ethik. Ich versuche nur, beide nicht zu vergessen.»